Spontane Absagen sind total in Mode gekommen. Der Handwerker kommt monatelang nicht und teilt das erst auf Nachfrage fünf Minuten vor dem geplanten Termin mit. Die Freundin kommt schon wieder nicht zum vereinbarten Treffen und schickt kurz vorher ein lapidares Whatsapp, dass ihr etwas dazwischen gekommen wäre. Die Kollegen nehmen das lange vereinbarte Meeting nicht wahr und schicken allenfalls ein kurzes Mail mit fadenscheinigen Ausreden. Wie viele Absagen sind eigentlich noch okay?
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Ist Verbindlichkeit nicht mehr modern?
Vereinbarungen waren tatsächlich meistens verbindlich, als es noch kein Handy und kein WhatsApp gab. Das ist heute fast unvorstellbar geworden. Es ist ja so einfach. Man kann doch mal eben ein WhatsApp schicken „Geht heute nicht“ „Kann heute nicht“ Komme eine Stunde später“ „Doch keine Zeit“.
- Das was vor ein paar Tagen noch als abgemacht gilt, ist jetzt plötzlich völlig unmöglich geworden. Welcher Weltuntergang ist da denn inzwischen passiert? In der Regel keiner. Aber vielleicht haben sich die Prioritäten verschoben.
- Vielleicht hat die Freundin beim morgendlichen Blick in den Spiegel festgestellt, dass sie den absoluten Bad-Hair-Day hat und geht lieber zum Friseur. Oder der Mann hat plötzlich die Idee, dass er doch einmal etwas mit seiner Frau unternehmen könnte. Dann ist das doch wichtiger oder?
- Die nette Bekannte aus dem Café wollte dich unbedingt kennenlernen und das Treffen wird kurz vorher storniert, weil sie auf einmal gar keine Zeit hat. Sie musste ihre 24 Stunden wider Erwarten ganz anders ausfüllen, oder?
Ich kann es nicht gut leiden, wenn so kurzfristig ohne triftigen Grund umdisponiert wird. Nach Lust und Laune werden Termine 3x hin und her geschoben. Denkt dabei noch jemand an die anderen Beteiligten? Oder ist es selbstverständlich, dass der andere natürlich gar kein Problem damit hat, seine Vorhaben neu zu planen und alles, was vielleicht um diese Vereinbarung herum gruppiert war, so mir nichts dir nichts zu ändern? Und am wenigsten mag ich fadenscheinige Ausreden, bei denen man sofort merkt, dass sie gelogen sind. Und was bedeutet eigentlich keine Zeit? Im Grunde nur: andere Zielsetzungen.
Hat jetzt jeder jederzeit ein verbrieftes Recht auf Spaß?
Sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen – ohne Rücksicht auf Verluste – ist anscheinend modern geworden. Vielleicht unter dem Motto: Wenn ich sonst schon nichts zu sagen habe und mich anpassen muss, dann will ich wenigstens im Privatleben uneingeschränkt meine spontanen Eingebungen ausleben? Und was scheren mich da die Bedürfnisse der anderen? Der Gesichtspunkt, dass die Bedürfnisse der anderen genauso viel wert sein könnten als die eigenen, scheint sich langsam aber sicher in Luft aufzulösen.
Der Trend scheint eher zu sein, dass der Anspruch, dass der Andere für die eigene Zufriedenheit her-zuhalten hat, als Normalität gilt. Gut das ist jetzt vielleicht provokativ, aber ich erlebe es bei meinen Klienten immer wieder, dass sie mit Verhaltensweisen konfrontiert sind, die durchaus als egozentrisch oder narzisstisch bezeichnet werden können. Die Steigerung davon ist noch, dass vor allem vom Partner des öfteren eingefordert wird, dass dessen Handlungen genau den eigenen Vorlieben, Launen und Eigenheiten zu entsprechen hätten. Kann das denn so sein bei zwei verschiedenen Individuen?
Worauf läuft das hinaus? Genau, auf Streitigkeiten. Es ist sicher eine Kunst, zwischen den eigenen Interessen und denen des Gegenübers eine gesunde Balance zu finden. Aber auch wenn das nicht immer einfach ist, es ist möglich. Eine gesunde Kompromiß-Findungs-Kultur ist meiner Meinung nach als Alternative angesagt.
Wie viel Absagen ist noch okay? 3 gute Tipps
Natürlich sage ich auch ab. allerdings nicht einfach aus Lust und Laune. Denn sonst hätte ich mir ja vorher nicht überlegt, was ich wirklich wollte. Sondern dann, wenn Unpäßlichkeiten, wichtige Termine oder echte Schwierigkeiten dazwischen kommen. Und das kommuniziere ich dann auch rechtzeitig vorher, damit der anderen neu disponieren kann. Egal ob es um das Sommer-Picknick, den Konzert-Abend oder das Eis-Essen geht.
Das beste, um solche Probleme zu vermeiden ist:
- Frage dich, was dir wirklich wichtig ist. Deine ursprüngliche Vereinbarung oder die neue aufgetauchte Alternative?
- Wenn du etwas ausmachst, frage auch gleich den anderen, ob das wirklich so stattfinden soll und sprich über die Bedeutung, die du dem zu-misst.
- Erkläre nachvollziehbar den Grund deiner Absage. Und sollte es ein Stimmungswechsel sein, auch das offen und aufgeschlossen.
- Schlage eine brauchbare, freudvolle Alternative vor, wenn du wirklich absagen musst.
- Stelle klar, wenn du absagen musst, dass deine Wertschätzung des anderen davon nicht tangiert ist.
So sollte ein Freundschaft oder Partnerschaft Absagen verkraften können.
Und umgekehrt versuche ich zu verstehen, warum Absagen statt finden und mich in den anderen hinein zu versetzen. Was geht im anderen vor? Ist mir diese Freundschaft es wert, vielleicht auch Macken und Eigenheiten bis zu einem gewissen Grad zu akzeptieren?
Wenn ich das Grundprinzip „Keinerlei Absagen“ aufstelle, mache ich mir sicher keine Freunde.
Das geht am Leben vorbei. Denn Leben ist bekanntlich das, was stattfindet, während wir Pläne machen!
Lebenslust behalten! Ärgern abstellen!
Also stelle ich mich darauf ein und verwende 3 Strategien, mit Absagen frisch, fröhlich und frei umzugehen.
- Warum fragen. Ich frage mich, warum hat der andere denn seine Pläne geändert. Und suche die Hintergründe. Diese haben ganz oft nichts oder sehr wenig mit mir zu tun.
- Äußere Umstände trenne ich von der Bedeutung für das Verhältnis zu mir. Eine Krankheit oder z.B. Hilflosigkeit haben nichts mit den Gefühlen mir gegenüber zu tun.
- Sofort andere Alternativen kreieren, mich nicht mit der Absage aufhalten. Das Leben bietet so viele wunderbare Möglichkeiten!
Das Leben ist schön! Und mehr Strategien für ungebremste Lebenslust findest du in meinem Lebenslust-Starten-Coaching!
3 Kommentare zu „Warum mich Absagen abturnen, aber wie viel ist noch okay?“
Liebe Susanne,
danke für Deine spannende Beobachtung, so ähnlich beobachte ich es auch. Ich habe manchmal die Hypothese, dass es mit Corona noch mehr geworden ist. Als hätten die Menschen eigentlich gerne weniger in ihrem Leben. Nur haben sie noch keine Balance zwischen dem Vorher, mit dem „Immer, Viel, Schnell“ und dem neuen „Weniger ist mehr“ gefunden.
Sonnige Grüsse Karin
Liebe Karin, ja Corona hat sicher noch vieles zu Tage gefördert, was vorher noch nicht so sichtbar war. Vielleicht auch noch mehr „jetzt bin aber ich dran“. Hoffen wir, dass wieder mehr Bewusstsein für das Wesentliche, nämlich ein erfreuliches Miteinander entsteht!
Guten Abend, mich nerven diese Unverbindlichkeit en schon!
Ich habe das Gefühl, dass es keine Verlässlichkeit mehr gibt. Alles wird beliebig. Und damit sind nicht nur private Kontakte gemeint, auch geschäftliche!
Einer der Gründe ist bestimmt die zunehmende Individualisierung ,in der die eigenen Bedürfnisse bis zum Exzess gelebt werden.
Gemäss: Was stört mich mein Geschwätz von gestern! wird gelebt.
Mittlerweile gibt es Lebensabschnittsgefährten oder-freunde.
Freunde verschwinden und tauchen plötzlich wieder auf, nachdem sie in unlösbaren Schwierigkeiten stecken – und sind sehr schnell wieder abgetaucht, wenn man selber ihre Hilfe braucht .
Wer solche Freu d hat, braucht keine Feinde mehr! Dieses Sprichwort ist leider traurige Realität.