Ich würde so gerne…, ich möchte so gerne…, ich will ja eigentlich…
Und jetzt kommt das große ABER!
Der innere Hemmschuh sozusagen, der die Entscheidungsfreiheit erst gar nicht erst aufkommen lässt.
Da sind tausend Wenns und Abers, kann man denn, darf man denn, gehört sich das denn überhaupt?
Woher kommt das denn, dass die große Freiheit so weit weg ist?
2 Beispiele aus der Coaching-Praxis:
Die perfekte Frau
Als moderne Frau – ist doch ganz klar – hat man alles locker im Griff.
Der Haushalt wird mit links gemanagt. Es gibt frisch gekochtes leckere Essen. Beim Einkauf wird auf regional geachtet. Der Müll wird getrennt und vorschriftsmäßig entsorgt. Die Schränke sind mustergültig aufgeräumt. Es wird regelmäßig und am besten unauffällig geputzt. Die Wäsche wird stromsparend und mit Umwelt-verträglichen Mitteln gewaschen.
Als Ehefrau widmet sie sich mit Hingabe den Belangen des Mannes, hört zu, wann immer es gewünscht wird. Sie geht auf seine Wünsche ein, ist stets eine interessante Gesprächspartnerin, denn sie bildet sich weiter. Sie liest und informiert sich, sie ist intelligent und kreativ. Sie hat auch eigene Hobbys und ist ständig aktiv.
Sie ist beruflich erfolgreich, sie arbeitet in einer geachteten Branche in einem renommierten Unternehmen. Sie steht ihren „Mann“, setzt sich durch und ist kampferprobt.
Zuhause sorgt sie für Harmonie und gute Stimmung. Selbstverständlich ist sie perfekt gepflegt und macht das Beste aus sich, sie sieht attraktiv aus und wird bewundert.
Und die Kinder bekommen natürlich auch noch alle Zuwendung, die sie brauchen.
Kann das denn wahr sein?
Natürlich NICHT! Solche Idealbilder, die gerne in Frauenzeitschriften und in den Medien verbreitet werden, können uns ganz schön zusetzen.
Die Frau, die das alles wuppen kann, muss erst noch erfunden werden. Trotzdem wird dem nachgeeifert. An die „perfekte Frau“ werden also jede Menge -praktisch unerfüllbarer – Ansprüche gesetzt. Und diese Ansprüche können widerspruchslos übernommen werden und das eigene Leben ordentlich verkomplizieren.
Die gute Mutter
Die Kinder werden liebevoll und hingebungsvoll erzogen. Mit jeder Menge Einfühlungsvermögen und Verständnis für deren Bedürfnisse. Die gute Mutter ist rund um die Uhr für ihre Kinder da. Sie räumt auf und macht sauber, sie zieht sie hübsch und adrett an, die spielt mit ihnen, sie geht mit ihnen an die frische Luft. Sie fördert sie nach allen Regeln der Kunst. Sie animiert sie kreativ zu werden, liest mit ihnen, bringt sie zum Ballett, zum Klavierunterricht, zum Chinesisch-Kurs und zur Theatergruppe. Sie hat immer Geduld und liest am Abend noch Geschichten vor.
Sie organisiert unvergessliche Kinder-Geburtstage, Sommer-Feste, Bildungs-Ausflüge. Sie geht mit den Kindern ins Museum, in Ausstellungen und in Kinder-Konzerte, etc.
Sie achtet auf die psychische Entwicklung ihres Kindes, sie sucht Rat in Büchern, im Internet und bei Fachleuten. Sie ist die perfekte Konflikt-Löserin, sie schlichtet am Spielplatz und zu Hause, beruhigt und besänftigt und wird nie laut. Sie sorgt für Harmonie und Frieden. Eigene Bedürfnisse stellt sie selbstredend zurück. Sie kocht das Beste vom Besten und richtet sich nach den Vorlieben der Kleinen und wenn jeder etwas anderes essen will, dann wird auch das noch organisiert.
Wo existiert denn das? NIRGENDWO!
Trotzdem fühlen wir uns von diesen Ideen unter Druck gesetzt und hechten solchen Maßstäben hinterher. Obwohl bei näherer Betrachtung ja schon vermutet werden kann, dass das nicht funktionieren kann. Aber was ist eigentlich eine „gute“ Mutter? Ist es nicht vielleicht die, die ihren Kindern vermittelt, dass eigene Bedürfnisse im Leben auch eine Rolle spielen?
Was machen solche Maßstäbe mit der Entscheidungsfreiheit?
Man tut, man macht, man muss doch, man darf nicht und das gehört sich nicht. Das sind die Sätze, die sich zu Kernüberzeugungen ausformen und jede Entscheidungsfreiheit ausbremsen.
Sätze, mit denen wir von Kindheit an konfrontiert sind und die seither fest in unseren Köpfen verankert sind. Und ohne es zu merken, legen wir uns selbst damit gewaltige Fesseln an.
Ein eigenartiges Phänomen, dass solche Regeln scheinbar existieren, ohne dass sie irgendwo als Gesetzmäßigkeit festgehalten sind.
Sicher gibt es gesetzliche Grundlagen, die z. B. im Eherecht niedergeschrieben sind. Aber im einzelnen steht da weder, wie viel gekocht werden muss oder wie oft geputzt werden muss.
Allerdings ist vor allem „Man macht das so“ sehr beliebt. Warum eigentlich? Und wer ist eigentlich „MAN“?
Natürlich niemand. Nicht existent! Frei flottierende gesellschaftliche Konventionen sind hier vielleicht zugegen, aber keine unumstößlichen Gesetze.
Aber ist es nicht gerade der Vorteil unserer modernen Zeit, dass wir uns davon befreien können?
„Das gehört sich nicht„. Ja was eigentlich? Zum Beispiel, dass eine Frau im fortgeschrittenen Alter sich kunterbunt kleidet?
Wie kommt man zu dieser Annahme? Wo steht das? Wer hat das festgelegt? Mag sein, dass eine größere Mehrheit von Menschen dieser Meinung sind, aber das heißt noch lange nicht, dass das als verbindliche Vorschrift gelten muss. Also sind diese vermeintlichen Regeln tatsächlich imaginär! Und vielleicht nur in unserem Kopf tatsächlich existent. Nichtsdestotrotz können sie ausgesprochen hinderlich sein. In meinem Aufschwung jetzt Coaching bearbeiten wir solche Blockaden von Grund auf.
Wie komme ich zu meiner neuen Entscheidungsfreiheit?
Ganz provokativ ausgedrückt: Wenn solche angenommenen Regeln nirgendwo festgelegt sind, habe ich dann nicht die Freiheit zu entscheiden? Ob ich mich danach richten will oder ob ich nicht das Recht dazu habe, mir meine eigenen „Regeln“ zu kreieren? Jede dieser hypothetischen Vorschriften und Regeln kritisch zu hinterfragen, ob sie für mich gelten sollen oder nicht?
Die Schwierigkeit ist zweifelsohne, dass solche Maßstäbe, Idealbilder oder Fiktionen uns gar nicht mehr bewusst sind, weil wir sie vielleicht von Kindheit an gewöhnt sind oder unsere Umgebung sie teilt. Allerdings sagt die jahrzehntelange Konvention, dass Frauen z.B. sich männlichen Idealen unterwerfen müssten, ja nichts darüber aus, ob das auch weiterhin so bleiben muss. Und dass meine Mutter, Tante, Oma, Schwester und Freundin, dass sie alle der Meinung sind, ich „dürfte“ mich beispielsweise meinem Mann gegenüber nur so und so verhalten, bedeutet noch lange nicht, dass ich verpflichtet wäre, das auch zu tun.
Es mag vielleicht ein langer Weg vor uns liegen, aber es gibt kein schöneres Gefühl von Freiheit, wenn ich mir sicher sein kann, dass meine Entscheidungen tatsächlich nur mein wahres Ich trifft. Und nicht althergebrachte Konventionen im Hintergrund ihr Unwesen treiben.
Mein Tipp, wenn du dir nicht sicher bist, stelle deine Maßstäbe von „kann man, darf man, muss man“ radikal in Frage und entscheide dann ganz frei komplett neu. Hab den Mut, deine ganz eigene Lebensform zu entwickeln und deine echten Bedürfnisse zu leben! Trau dich, deine neue Entscheidungsfreiheit voll und ganz auszuleben.
Wirf alte Maßstäbe bildlich über Bord! Geh in der Imagination auf deinen schönsten Bootausflug in deinem schönsten Kleid und pack das, was du nicht mehr brauchst und wirf es über Bord!
Du kannst das werfen auch praktisch mit den Armen machen. Das hilft oft zusätzlich! Viel Spaß auf deinen neuen Wegen!
Wo möchtest du dir in diesem Sommer Freiheiten für dich rausnehmen? Schreib mit doch in die Kommentare!
4 Kommentare zu „Wundervolle Entscheidungsfreiheit – alte Maßstäbe über Bord werfen“
Liebe Susanne
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ja, es ist echt nicht einfach eine Mama und/oder Hausfrau zu sein.
Ich denke es ist auch wichtig mit alten Gewohnheiten abzuschliessen. Mit Kindern hat man nun mal nicht gleich viel Zeit für den Haushalt übrig. Das dauerte bei mir fast drei Jahre, bis ich mir das eingestehen konnte.
Zeit für sich zu nehmen, ist gerade mit kleinen Kindern nicht immer möglich. Umso wichtiger sind dann kleine Mini-Inseln, wie z.B. ein Bad wenn Kinder gerade mit dem Papa unterwegs sind.
Liebe Grüsse
Madeleine
Ja genau. Die Mini- oder Mikro-Inseln sind das, was wirklich machbar ist. Wenn man sich selbst die Erlaubnis gibt! Und eine blitzblanke Küche ist sicher kein Ersatz für Glücksmomente der befreienden Art!
Ein sehr schöner Artikel zu einem sehr komplexen und tiefgehenden Thema! Allein das Lesen tut schon gut, auch wenn man an sich arbeiten muss, um die Freiheit so in Anspruch zu nehmen. Und damit meine ich persönlich vor allem die Freiheit von meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst, mehr als den Ansprüchen anderer oder „der Gesellschaft“. Ich suche noch nach der Balance zwischen allen möglichen Dingen und hoffe, sie Schritt für Schritt zu finden.
Ja die Ansprüche an uns selbst beschäftigen uns wohl alle! Aber wenn wir uns dessen bewusst werden, ist das schon ein Riesenschritt in die richtige Richtung! Und dazu noch den Mut aufbringen, sich von dem einen oder anderen zu trennen. Auch wenn wir das vielleicht öfter wiederholen müssen!